Diskursanalyse – Untersuchung durchführen

Mithilfe der anwendungsbezogenen Diskursanalyse werden verschiedene Texte vergleichend untersucht. Die Inhalte stammen aus unterschiedlichen Bereichen wie Zeitungen, Filmen oder sozialen Medien.

Das Hauptziel besteht darin, die Entstehungsprozesse der sozialen Wirklichkeit durch diese Materialien zu verstehen und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft zu beleuchten.

In der wissenschaftlichen Arbeit kann die Diskursanalyse beispielsweise bei der Untersuchung von Medienberichten oder politischen Reden zu kontroversen Themen angewendet werden. Dabei werden vorherrschende Motive und Strategien identifiziert, was zu einem tieferen Verständnis der gesellschaftlichen Wahrnehmung des Themas führt. Zudem kann herausgearbeitet werden, wie verschiedene Akteure den Diskurs prägen und beeinflussen.

In diesem 1a-Studi Artikel lernst du, wie dir das aufwendige Verfahren der Diskursanalyse für deine Abschlussarbeit gelingt.

Diskursanalyse Definition

Die Diskursanalyse erhebt Daten durch eine gründliche Dokumentenanalyse. Hierbei ist sie in der Theorie nicht einheitlich definiert, sondern stützt sich auf ein breites Spektrum von Ansätzen, die von linguistischen bis hin zu wissenssoziologischen Überlegungen reichen.

Alle Ausrichtungen gehen davon aus, dass Diskurse durch die in ihnen enthaltenen Aussagen die gesellschaftliche Wirklichkeit konstruieren. Ein Diskurs umfasst hierbei die Art und Weise, wie Sprache in einem bestimmten sozialen Kontext benutzt wird, um Bedeutungen herzustellen.

Die Diskursanalyse untersucht ihre Konstruktion, indem die Beziehung von

• sprachlichem Handeln (Inhalt + Form)
• und gesellschaftlichen Strukturen

analysiert wird. Diese Verknüpfung ermöglicht einen tiefen Einblick in die Art und Weise, wie Diskurse die soziale Realität formen und beeinflussen.

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Diskursanalyse Anleitung

Die Diskursanalyse ist eine vielfältige Methode, die es ermöglicht, das Vorgehen je nach zu untersuchendem Diskurs individuell anzupassen. Dabei können relevante Analysekategorien ergänzt oder vertieft werden, um den spezifischen Forschungsinteressen gerecht zu werden.

Die folgende Anleitung kann dir als Gerüst für deine Analyse dienen, dass du an dein Forschungsinteresse anpassen kannst.

Theorieformung

Wie bei jeder wissenschaftlichen Arbeit, gilt es zuerst eine Fragestellung oder Untersuchungsgegenstand, auch Diskursgegenstand genannt, festzulegen. Dafür kannst du dir die Fragen stellen:

• Welches Thema interessiert mich besonders und möchte ich genauer untersuchen?
• Welche Teilbereiche sind innerhalb des Diskurses besonders relevant?
• Welche Entwicklung/thematische Ausrichtung nehme ich wahr?

Mögliche Fragestellungen oder Diskursgegenstände sind hierbei:

Literaturarbeit

Indem du dich nachfolgend mit Kernbegriffen deines Themas und dem bisherigen Forschungsstand auseinandersetzt, erlangst du ein tiefes Verständnis über den Diskursgegenstand. Dieses unterstützt dich

• sowohl bei der Konzeption der Diskursanalyse (z. B. Wahl des Materials),
• als auch bei der eigentlichen Analyse.

Hier hilft dir ein fundiertes Verständnis, implizite Deutungsstrukturen oder relevante Aspekte zu erkennen. Außerdem ist es dir so möglich, deine Ergebnisse in einen breiten Forschungskontext einzuordnen und Verknüpfungen herzustellen.

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Sondierungsphase

Während der Sondierungsphase strukturierst du das Untersuchungsfeld. Welche

• Institutionen,
• Akteure und
• Datenbestände

sind vorhanden? Und in welche Diskursebene und -sektor ist mein Thema einzuordnen?

• Diskursebene: gesellschaftliche Ebene, auf der sich dein Thema abspielt (z. B. sprachliche, kommunikative, semantische Ebene)
• Diskurssektor: bezieht sich auf den Bereich der Gesellschaft, in welchem der Diskurs geführt wird (z. B. Politik, Wissenschaft, Kultur)

Die Informationen kannst du folgend zur Korpuserstellung heranziehen.

Korpuserstellung

Bei der Korpuserstellung entscheidest du, welches Material dein Diskursthema widerspiegeln und sich für die Analyse eignet. Es bildet die Grundlage für deine weitere Arbeit.

Nützliche Fragen für die Auswahl sind:

• Welche Texte (bzw. medialen Erzeugnisse) sind für deine Forschungsfrage relevant?
• In welchen Medien und Zeiträumen wird der Diskurs geführt?

Dein Korpus kann von dir während der Analyse erweitert werden und ist somit als vorläufig zu betrachten.

Analyse des Materials

Nun erfolgt die zweigeteilte Analyse des gesammelten Materials.

Strukturanalyse

Du beginnst mit einer Strukturanalyse deines Materials. Untersuche dein Textkorpus nach:

Allgemeinen Informationen

• Datum
• Autor
• Titel des Textes
• Textsorte und Medium (z. B. Film, Essay, Nachricht)

Kontext und Gestaltung

• Anlass des Textes
• Grafische Elemente (z. B. Schrift, Unterstreichungen)
• Visuelle Gestaltung (Fotos, Karikaturen, Infografiken)

Inhalte

• Themen und Unterthemen
• Aussagen
• Gesprächsstrategien

Durch die Strukturanalyse erlangst du ein tiefes Verständnis über den Kontext des Diskurses und führst eine thematische Analyse des Materials durch. Darüber hinaus ermöglicht sie das Entdecken von bedeutsamen Zusammenhängen zwischen den verschiedenen Elementen des Diskurses.

Feindanalyse

In einem nächsten Schritt werden die Ergebnisse der Strukturanalyse einer Feindanalyse ausgesetzt. Hierdurch werden die Ergebnisse der Strukturanalyse vertieft und differenziert. Du analysierst: das Medium, die Textoberfläche, die sprachlich-rhetorischen Mittel und ideologischen Aussage näher.

Gesamtanalyse

Die Gesamtanalyse vergleicht die Ergebnisse der Struktur- und Feindanalyse, indem die Erkenntnisse aufeinander bezogen werden.

So kannst du ein umfassendes Bild des Diskursstranges und der Wirkung der Texte erarbeiten.

Zusammenfassung der Ergebnisse

Abschließend fasst du die zentralen Ergebnisse zusammen und beantwortest mit ihnen deine Forschungsfrage. Hierbei solltest du auf die Textintention und den Anlass des Textes eingehen.

Du suchst also nach

• Gemeinsamkeiten,
• Widersprüchen und
• zentralen Elementen der Darstellung

beider Analysen.

Diskursanalyse nach Foucault

Michel Foucault prägte den Begriff der Diskursanalyse maßgeblich, indem er eine Methode entwickelte, um gesellschaftliche Machtstrukturen zu untersuchen.

Seine Arbeit basiert auf der Annahme, dass Macht nicht nur von bestimmten Individuen ausgeübt wird, sondern im Diskurs selbst verankert ist. Aus diesem Grund richtet Foucaults Diskursanalyse den Fokus auf die Sprache, die in einer Gesellschaft verwendet wird, und untersucht sorgfältig deren Bedeutung und Kontext.

Er nutzt Verfahren der sprachlichen De- und Rekonstruktion, wie die Analyse stilistischer Mittel, die auch in der vorangegangenen Schritt-für-Schritt-Anleitung zu finden sind.

Nach Foucault müssen zur Analyse:

• Die Erscheinungsformen diskursiver Gegenstände in sozialen Bereichen offengelegt werden.
• Zwischen Instanzen, wie Kirche oder Staat unterschieden und
• „Spezifikationsraster“ aufgedeckt werden.

Die Analyse von Spezifikationsrastern ermöglicht die Unterscheidung von Ähnlichen und das Erkennen von spezifischen Merkmalen

Weiterführende Informationen zu Mechanismen des Diskurses findest du in Foucaults Werk „L'ordre du discours“.

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Kritische Diskursanalyse

Unter dem Begriff kritische Inhaltsanalyse werden unterschiedliche, oftmals interdisziplinäre Methoden zusammengefasst, die soziale oder politische Probleme, wie beispielsweise Rassismus oder Rechtspopulismus, untersuchen.

Die Kritische Diskursanalyse zielt darauf ab, aktuelle Diskurse zu untersuchen und die darin wirkenden Machtverhältnisse zu analysieren. Dabei werden die Hauptaussagen des Diskurses, verwendete Argumentationen und stilistische Mittel herausgearbeitet. Ebenso wird erforscht, welche Vorstellungen oder Annahmen als gültiges Wissen anerkannt werden und wie dieses Wissen produziert und aufrechterhalten wird.

Hierbei verfährt die kritische Diskursanalyse anhand des bereits dargestellten Schemas. (Kontextanalyse → Feindanalyse → Gesamtanalyse, siehe Anleitung weiter oben im Artikel)

Kritisch an diesem Vorgehen ist die abschließende Bewertung der Ergebnisse.

Diskursanalyse Beispiel

Die Diskursanalyse ist ein Oberbegriff für die Untersuchung von Diskursphänomenen. Die Herangehensweise zur Analyse eines Diskurses variiert je nach fachlichem Schwerpunkt:

Diskursanalyse in der Geschichtswissenschaft

Die historische Diskursanalyse sieht in Texten eine doppelte Funktion: Sie dienen sowohl als

• Quellen als auch als
• Darstellung von Geschichte.

Geschichte wird immer durch Zeichensysteme vermittelt und ist daher eine Konstruktion. Dabei sind historische Ereignisse und Prozesse untrennbar mit ihrer Darstellung verbunden. Bei der historischen Diskursanalyse ist es wichtig, diese doppelte Funktion zu berücksichtigen.

Diskursanalyse in den Sozialwissenschaften

Sozialwissenschaftliche Diskuranalyse rücken die Existenz von Aussagen in den Fokus:

• Warum werden Aussagen getätigt?
• Warum treten sie in diesem Kontext auf?

Hierdurch sollen insbesondere soziale und institutionelle Zusammenhänge von Aussagen eines Diskurses ermittelt werden. Außerdem stellt sich die Frage nach der Organisation der Aussagen.

Diskursanalyse in der Linguistik

Die linguistische Diskursanalyse untersucht Sprache im Zusammenhang mit sozialen, kulturellen und historischen Faktoren und untersucht dabei vier charakteristische Merkmale:

• Ort: historischer, sozialer, kultureller Ursprung für vergleichbare Aussagen
• Einschreibung: Wiederholung von vergleichbaren Aussagen
• Grenzen der Interdiskurse: Analyse von Beschränkungen des Diskurses (Bspw. Grenze des Sagbaren)
• Archiv: Die drei vorherigen Elemente bilden gemeinsam das Archiv.

Diskursanalyse in der Theologie

Theologische Diskursanalysen bieten das Potential, selbstreflexive Prozesse gesellschaftlich-theologischer Wirklichkeitskonstruktion zu untersuchen. Durch Diskursanalysen können symbolische Strukturen, die sowohl innerhalb als auch außerhalb der Kirche existieren, sichtbar gemacht werden. Es ermöglicht, die Prozesse zu verfolgen, wie diese symbolischen Ordnungen entstehen und Einfluss nehmen.

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Wissenssoziologische Diskursanalyse

Rainer Keller schafft die theoretische Grundlage der wissenssoziologischen Diskursanalyse. Mittels derer gesellschaftliche Wissensverhältnisse analysiert werden. Sie erweitert den Fokus der Wissenssoziologie, die hauptsächlich einzelne Akteure betrachtet, auf die Analyse von Diskursen.

Die wissenssoziologische Diskursanalyse untersucht, wie soziale Konstruktionen und Deutungsweisen in

• Institutionen,
• Organisationen und
• durch soziale Akteure

entstehen und vermittelt werden. Danach analysiert sie die gesellschaftlichen Auswirkungen dieser. Im Zentrum steht die Verbindung von Wissen und Macht. Also die Beziehung, die zwischen Wissen und den verschiedenen Vorstellungen, die in Individuen, der Gesellschaft und im sozialen Kontext existieren.

Die Durchführung erfolgt ebenfalls in einem mehrstufigen Forschungsprozess über Korpuserstellung und Feindanalyse, mit der Möglichkeit zur Anpassung an die spezifische Forschungsfrage. Dadurch wird eine flexible Herangehensweise ermöglicht, um gegebenenfalls Modifikationen vorzunehmen.

Du hast noch weitere Fragen zum Thema Methodik in wissenschaftlichen Arbeiten, die du nicht in diesem Artikel beantwortet bekommen hast? Dann recherchiere weiter in der 1a-Studi Akademie.

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